Neubeginn

Das Geheimnis von Freiheit ist Mut.

 

Mein Wunsch ist es schon seit langer Zeit nach der Schule ins Ausland zu gehen, meinen eigenen Weg zu finden und sich endlich frei zu fühlen, nicht mehr jeden Tag den oft so öden Alltag zu leben. Klar, das Leben ist nicht immer abenteuerlich, aber ich freue mich riesig einen neuen Schritt zu wagen. Für mich ist das eine absolute Neue Sache. Ich war noch nie außerhalb Europas unterwegs, habe bisher Hotel Mama genossen und war noch nie länger als drei Wochen von zu Hause weg. Deswegen bin ich auch sehr gespannt auf das was kommt.

Doch ganz ins kalte Wasser muss ich zum Glück nicht springen, da ich von einer Klasse Organisation entsendet werde, die uns Freiwillige schon so gut es geht vorbereitet hat.

 

Für mich war es glasklar, dass ich nach der Schule ins Ausland gehen werde. Trotzdem habe ich auch ab und zu gezweifelt ob es das richtige ist, denn schließlich habe ich hier alles was ich brauche: Eine wundervolle Familie, Freunde, ein  tolles zu Hause, wundervolle Natur. Doch mich lockt es raus hier, nicht weil es nicht schön ist, sondern Weil ich neugierig bin auf Neues, unbedingt noch mehr Länder kennen lernen will, und auch um mich Konflikten zu stellen. Denn ganz ehrlich, das ist schließlich auch Ziel: Durch das Lösen von ganz anderen Problemen und bewältigen von Herausforderungen zu wachsen. Ich bin froh, dass ich mich dazu entschieden habe, denn ich weiß nicht ob ich mich immer noch dafür entscheiden würde, wenn ich wüsste, was alles in dem Jahr auf mich wartet. Aber es wird sich bestimmt alles fügen.

 

Mein Weg bis hierhin:

 

Mein Cousin war in Australien, als ich ungefähr in der vierten Klasse war. Als er wiederkam erzählte er viel, zeigte Bilder und spielte Didgeridoo. Ich war hin und weg und habe für mich beschlossen, dass ich sowas auch unbedingt mal erleben will.

Das es dann doch Tansania wird hätte ich früher nicht gedacht. Ein Vortrag von einem Mädchen aus der Schule, die ein Jahr in Sambia war, hat mich sehr begeistert. Zwei Jahre später, Anfang der 12. Klasse, wo es dann langsam ernst wurde, habe ich überlegt, wie mein Weg sein wird. Von Afrika hatte ich bis dahin viel gehört, allerdings sehr Klischee behaftet. Mir war klar, dass das nicht alles ist und ich entschied mich in eins der vielen verschiedenen und facettenreichen Länder zu reisen. Auf der weltwärts Website blieb ich schnell an der Entsendeorganisation dem ASC Göttingen hängen und erinnerte mich an den Vortrag.

 

Und so kam ich zu dem Verein und bin froh nach Tansania entsendet zu werden.

Ich hatte keine Ahnung, wie das alles abläuft und was mich erwartet. Begeistert davon, dass es für mich und drei weitere Mitfreiwillige nach Kibaha geht, tauchten schon die ersten Fragen auf: Wie sehen die Schulen vor Ort aus? Werden wir mit Englisch gut voran kommen?  Wer sind meine Mitfreiwlligen? Was passiert noch alles vor der Abreise?

 

Viele Fragen klärten sich bei dem ersten Vorbereitungsseminar. 28 Seminartage sind Pflicht von der Organisation und auch super wichtig um eben nicht ganz ins kalte Wasser zu springen, während der Reise begleitet zu werden und auch wenn wir wiederkommen Möglichkeit zum Austausch und zur Reflektion zu haben.

Tatsächlich ergab es sich kurzfristig noch, dass eine gute Schulfreundin mitkommt, da eine andere abgesprungen ist. Und so war unser Team komplett.

 

Alle restlichen Fragen wurden beim zweiten Seminar besprochen. Es ist eine unglaubliche Leistung der Verantwortlichen des ASCs so viele (85) Freiwillige zu koordinieren, für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen und uns alle optimal vorzubereiten, was auch klasse gelang. Und das sind einige Länder: Ruanda, Uganda, Tansania, Sambia, Südafrika und Namibia in die Freiwillige entsendet werden und unterschiedlicher Vorbereitung bedürfen.

Vorher hatte ich keinen Ahnung, was wir eine Woche lang besprechen wollten. Schnell merkte ich, dass es da so einiges gibt. Es waren viele inspirierende ehemalige Freiwillige vor Ort, die viel aus Erfahrung berichten konnten und schon drei Projektmanager, die dann auch vor Ort sein werden. Von ihnen haben wir mehr über das Land, die Kultur erfahren, was Rituale und wichtige Verhaltensregeln vor Ort sind, wie wir den Unterricht planen können, was wir alles einpacken sollten aber auch wie wir uns vor möglichen Krankheiten schützen können.

Das Thema Rassismus und Kolonialismus wurde mit uns besprochen. Mir wurde bewusst, dass vieles nicht nur für das Jahr wichtig sein wird, sondern auch im Alltag gut ist zu wissen, denn Alltagsrassismus z.b ist ein relevantes Thema. Ich war enttäuscht, dass wir solch wichtige Sachen nicht in der Schule lernten. Auch über Kolonialismus, die Kolonialgeschichte Deutschlands wusste ich erschreckend wenig Bescheid. Umso größer war der Lerneffekt.

Wir übten einen fantastischen ugandischen Tanz ein und haben eine gute Gruppendynamik in unserer RUTS* Gruppe entwickelt. Klar, alles was wir besprachen war sehr theoretisch und es wird bestimmt verblüffend sein, die Dinge dann selbst zu erfahren und selbst in beschriebene Situationen zu kommen. Aber ich fühl mich jetzt soweit es geht vorbereitet und weiß auch, was noch alles zu klären ist.

 

Bis zum Abitur war ich größtenteils mit mir und der Schule beschäftigt, sodass ich mich kaum mit Organisatorischen für das Jahr beschäftigte. Und da gab es noch einiges.

Es erschreckte mich innerlich ein bisschen, als Freundinnen fragten, wie oft wir uns eigentlich noch vor Tansania sehen werden und wir feststellten, dass es meist nur noch ein oder zwei Mal sein wird.

Die Zeit verfliegt so schnell, ich hab noch einen kleinen Berg vor mir zu organisieren und die Vorfreude steigt.

Und jetzt? Jetzt erledige ich noch letzte Sachen und fang schon an mich von lieben Freunde und Familie für ein Jahr zu verabschieden. Ich kann mir noch nicht vorstellen schon in wenigen Tagen im Flieger zu sitzen und die Aufregung wird bestimmt noch steigen. Ich bin gespannt schon bald mein neues Zu Hause für ein Jahr kennen zulernen.

 

Bis bald.

 

*RuandaUgandaTansaniaSambia Länder Gruppe