Stadtleben [Woche 3]

Stell dir vor, in Deutschland wären die öffentlichen Verkehrsmittel billig und sie würden oft kommen. Und wenn nicht, dann kannst du einfach Motorradffahrer anhalten, mit aufsteigen und für 50ct ins Nachbardorf gefahren werden. Das wäre doch mal innovativ und würde das Leben erleichtern. So ist es hier. Ich komme problemlos mit den Öffentlichen Verkehrsmittel von A nach B. Einen Busfahrplan gibt es nicht, aber das ist auch nicht schlimm, denn aller fünf bis zehn Minuten kommt der nächste Bus. Auch aufs Land. Das heißt, man muss sich kein bisschen Stress machen, oder Sorgen um den Transport.
Daran habe ich mich mittlerweile schon gewöhnt und ich genieße die Fahrten. Es ist toll, wie offen einige im Bus sind. Ich stetz mich neben sie, bin fremd und trotzdem werd ich gefragt, wie es mir geht und wie mein Tag war. Ab und zu zumindest. Ich freu mich schon drauf, wenn ich dann mehr auf Kiswahili quatschen kann. Das fahren genieße ich hier und hab mich auch schon dran gewöhnt. Was ich noch verinnerlichen muss ist, erst nach rechts zu schauen und dann nach links, beim Straßen überqueren (Linksverkehr).
Diese Woche haben wir die Verkehrsmöglichkeiten oft genutzt, da wir viel in Dar es Salaam waren - eine riesige Stadt, die niemals schläft. So viele Menschen mit so vielen Geschichten. Da wir wiegesagt zur Zeit Ferien haben, können wir größtenteils machen was wir wollen und uns Zeit zum einleben nehmen, was auch nicht schlecht ist. So entschieden wir, am Dienstag in die Stadt zu fahren. Dort gibt es alles, und so gingen wir in ein tolles Restaurant und aßen Burger. Es ist toll, mal was anderes zu essen außer Reis und Mais, aber es hat sich auch ein bisschen falsch angefühlt, weil ich mich schon dran gewöhnt habe und ich mich ein bisschen wie ein Tourist gefühlt habe.  Ähnliches Gefühl auch, als wir später in einem großen Supermarkt einkaufen waren, denn normalerweise kaufen wir unsere Lebensmittel auf den Märkten hier.
Danach sind wir noch an den Coco Beach, einem hübschen Strand in der Stadt gegangen und ich konnte ein bisschen schwimmen. Am nächsten Tag haben wir Sachen für unseren anstehenden Ausflug geklärt, ich habe ein bisschen
Sport gemacht und wir haben gemeinsam mit den Mädchen der Secundary School gegessen, die noch in der Schule waren.
Für jedes Projekt des ASCs gibt es einen Projektmanager, der uns Freiwillige unterstützt. Bei uns ist es Khamis, der in Bukoba, also am anderen Ende Tansanias wohnt. Er kam uns diese Woche besuchen um einige wichtige Dinge mit uns zu besprechen und zu besorgen. Er erzählte uns wichtige Dinge für unser Leben hier, über Kultur und Menschen, aber gab uns auch ganz individuell Tipps. Das war sehr gut, weil wir ihn als Vertrauensperson haben und er uns jeder Zeit weiterhelfen kann, falls etwas ist. Er lernte uns auch noch ein bisschen Kiswahili. Da wir einiges gemeinsam in der Stadt zu besorgen hatten, fuhren wir nach Dar es Salaam und quartierten uns in einem Hotel ein.

In den nächsten Tagen genoss ich das Stadtleben und wir kauften noch fehlende Dinge für unser Haus, da wir die ersten Freiwilligen sind, die in dem Haus wohnen. Wir gingen auch ins große Stadion und schauten uns ein Fußballspiel der Championsleague von Tansania an - für gerade mal zwei Euro.

Wir entdeckten gemeinsam auch noch einen weiteren schönen Strand in Dar es Salaam mit wunderbar klaren Wasser. So genossen wir die Tage in der Stadt. Am letzten Tag, am Montag, ließen wir unsere Zeugnisse beglaubigen, da wir diese noch für unser Visum benötigen. Eigentlich ein kleiner Schritt. Doch es dauerte den ganzen Tag. In manchen afrikanischen Ländern sagt man, ticken die Uhren anders - sogenannte "African time". Das merk ich hier echt. Es wird nicht so sehr auf Pünktlichkeit geachtet (im Alltag! In Schulen oder auf Arbeit, sind viele genauso pünktlich) und das schöne ist, dass es gefühlt viel weniger Stress gibt. Denn es findet sich immer ein Weg. Das ist das schöne, und deswegen nehmen ich viele Menschen auch Zeit für Smalltalk und Gespräche. Das ist wundervoll.
Ansonsten geht es Stück für Stück voran mit dem Einleben, mein Kiswahili Wortschatz wächst langsam. Spannend und anders wird es, wenn dann unser richtiger Alltag als Sportlehrer anfängt. Ein bisschen vermiss ich die Kinder hier schon, da grade fast keine Schüler in der Schule sind. Ich hab auch noch die ein oder anderen Problemchen und nicht alles fühlt sich richtig an. Aber ich bin immer wieder dankbar, dass ich hier sein kann und werd mir bewusst, dass ich meinen Traum lebe, obwohl es sich manchmal noch nicht so anfühlt. Und es ist ja auch irgendwie normal, dass nicht alles sofort klappt.
Jetzt bin ich schon drei Wochen hier, ich durfte schon so viel erfahren, und die Tage vergehen echt schnell. Ich bin gespannt, was noch auf uns zu kommt und versuche dabei stets gelassen zu bleiben.
Liebe Grüße aus Tansania